Projekt „Kurtatscher Olivenöl“ – aktuelle Infos im Blog
Schon zur Römerzeit waren Ölbäume in den milderen Lagen Südtirols verbreitet. Die besonders kalten Jahrzehnte der kleinen Eiszeit von 1570 bis 1630 machten der mediterranen Pflanze in Südtirol jedoch beinahe den Garaus.
In den letzten Jahrzehnten wurden wieder vermehrt Olivenbäume als Zierpflanze bzw. als Sinnbild für mediterranes Klima gepflanzt. Ihren Platz finden sie heute in Südtirol am Rande von Weingärten, in privaten Gärten aber auch auf öffentlichen Grünflächen. Nur selten gibt es ganze Olivenhaine in Südtirol – so unter anderem einen in Margreid und einen in Kurtatsch.
In den ersten Jahren nach der letzten Jahrtausendwende, regte der damalige Direktor des Tourismusvereines „Südtiroler Unterland“ Peppi Bonora an: aus den – oft nur aus Zufall – gedeihenden Oliven müsse man doch etwas machen. Bisher waren sie immer überreif auf den Boden gefallen, wenn sie nicht vorher von den Vögeln „abgeerntet“ wurden.
Anfang November 2009 startete die Südtiroler Bauernbund Ortsgruppe Kurtatsch das Projekt „Kurtatscher Olivenöl“. Dabei konnte jeder Olivenbaumbesitzer seine Oliven – egal ob viel oder wenig – zum Sammelpunkt in die Kellerei Kurtatsch bringen. Fürs erste Jahr reichte noch ein PKW, die 179 kg Oliven der 17 „Olivenbauern“ in die Ölmühle nach Riva am Gardasee zu karren. Das Ergebnis waren 26 kg natives Olivenöl, dessen analytischen Werte sich sehen lassen konnten. Besonders überrascht waren alle Beteiligten, als das grasgrüne Öl verkostet wurde: sehr pikant mit Noten vom frisch geschnittenem Gras.
Die Ölmühle (ital. Frantoio) der “Agraria Riva del Garda” – eine Genossenschaft – gehört zu den modernsten ihrer Art. Die Oliven werden unter Luftausschluss gemahlen, sodass wenig bis keine Oxidation stattfindet und die gesunden Inhaltsstoffe möglichst gut erhalten bleiben.
Bei Verkostungen hat unser Olivenöl schon einiges an Lob eingesteckt. Zumal viele Experten überhaupt überrascht sind, in Südtirol Olivenöl anzutreffen.
Die Begeisterung für Olivenbäume war in und um Kurtatsch geboren! So wurden bisher vernachlässigte Bäume fachgerecht geschnitten und viele junge Bäume gepflanzt. Um weniger auf den Zufall zu vertrauen, organisiert die Südtiroler Bauernbund Ortsgruppe Kurtatsch Schnittkurse in Zusammenarbeit mit dem Versuchszentrum „Edmund Mach“ von San Michele (TN) an der Etsch. Das Erstaunen war bei so einigen „Olivenbauern“ groß, als die Bäume auf einmal reiche Frucht trugen. So liegt der Rekord von einem mehrere Jahrzehnte altem Baum bei ca. 90 kg.
Die Mengen des Gemeinschaftsprojektes stiegen auf diese Weise rasch an. Die 10. Ernte im Jahre 2018 betrug 5300 kg – angeliefert von 169 „Olivenbauern und Bäuerinnen“.
Mittlerweile ist das Projekt in ganz Südtirol bekannt und aus allen mediterranen Gebieten Südtirols bringen „Oliven-Begeisterte“ ihr Ernte. Mal ist da das kleine Mädchen mit seinen 300 Gramm im geflochtenen Körbchen, mal die Jugendfeuerwehr mit ein paar Eimer oder der Bauer, der mit seinen „Apfelklaubern“ fast die 200 kg anliefert.
Am Ende bekommt jeder seinen Anteil, abgefüllt in kleinen Flaschen, zurück. Einen kleinen Teil des Öles behalten sich die Organisatoren für Verkostungen, Präsente usw. zurück. Die Kosten für Verarbeitung und Abfüllung bezahlen die „Olivenbauern“ anteilsmäßig.
Die Erntemengen schwanken von Jahr zu Jahr sehr. So waren es im Jahre 2019 wieder nur 800 kg und im Jahre 2020 ganze 4700 kg – bedingt durch Wettereinflüsse, Schädlingsbefall und zuletzt durch das individuelle Können des Menschen. Die prozentuelle Ausbeute liegt bei unseren Oliven zwischen knapp 10 und knapp 15 %. Der Erntetermin wurde seit 2019 vorverlegt und findet immer um den 20. bis 25. Oktober statt, weil dann die Hauptmenge der Oliven die ideale Reife hat. Früher wurde bei der Pflanzung kaum auf die Sorte geachtet. Jetzt setzt man auf die Sorte „Frantoio“ da sich diese für unser Projekt wegen des weiten Erntefensters am besten eignet.
Auf jeden Fall wiederspiegelt sich im Projekt „Kurtatscher Olivenöl“ der in Südtirol weit verbreitete Genossenschaftsgedanke. ALLEINE hätte jeder NICHTS – ZUSAMMEN haben wir jedes Jahr mehr oder weniger vom „GRÜNEN GOLD“.
Zu kaufen gibt es unser „EXTRA VERGINE“ nicht. Wer aber einen der vielen „Olivenbauern“ kennt, hat mit langem Betteln die Chance, etwas davon zu bekommen!
Ein Südtiroler „Vergelts Gott“ geht an unsere Unterstützer:
Kellerei Kurtatsch: www.kellerei-kurtatsch.it
Agraria Riva del Garda: www.agririva.it
Tourismusverein Südtiroler Unterland: www.suedtiroler-unterland.it
Raiffeisenkasse Salurn: www.raiffeisen.it
Gemeinde Kurtatsch: https://www.gemeinde.kurtatsch.bz.it/de
und an alle freiwilligen Helfer