Ansitz am Orth

Nr. 2

Der alte Getreidespeicher, der älteste Teil des Gebäudekomplexes vom „Ansitz am Orth“,  dürfte ins 14. Jh. zurückdatieren. Die heutige Form dürfte das Haupthaus Anfang 1500 erlangt haben. Die älteste Datierung mit der Jahreszahl 1524 ist auf einer Rötelzeichnung in der Stube der nördlichen Haushälfte zu finden.  

Die typische vertikale Anordnung von Räumen für die Weinwirtschaft und die Wohnräume in einem Gebäude, die Ansitze des Unterlandes und des Überetsches auszeichnen, ist auch hier voll ausgeprägt. Im gesamten Erdgeschoss sind Räume für die Weinbereitung eingerichtet. Die darüber liegenden Stockwerke mit den großzügigen Wohnräumen und den durchgehenden stattlichen Sälen werden von vier wuchtigen Säulen in den Kellergeschossen getragen. Die beiden oberen Stockwerke sind in zwei Haushälften getrennt. Im unteren Stockwerk sind mit Ausnahme der beiden Stuben der jeweiligen Haushälfte alle Räume mit Gewölben ausgestattet.

In der gotischen Stube der südlichen Haushälfte sind die originale Balkendecke und die Tür aus dem 16. Jahrhundert, die an der Oberkante die damals typische „Eselsrücken-Form“ aufweist, erhalten geblieben. In dieser Stube steht ein eleganter „Sfruz“ – Ofen, ein weiterer Ofen desselben Typs mit der Jahreszahl 1860 schmückt die Stube der nördlichen Haushälfte. Erwähnenswert sind ebenso die zwei weiteren getäfelten Zimmer in der südlichen Haushälfte und die steinumrahmten Türrahmen mit gotischem Schulterbogen im unteren Saal. Das obere Stockwerk der südlichen Haushälfte dürfte in späteren Zeiten im Renaissancestil erneuert worden sein. Im oberen Saal sticht ein steinumrahmtes Doppelbogenfenster (Bifora) hervor, an dessen Außenseite ein Sonnensymbol eingeritzt ist. Die Türen sind mit kunstvoll verzierten Beschlägen und Schlössern versehen, auch der „offene Kamin“ ist noch erhalten.  

An der Fassade des Haupthauses befinden sich kunstvoll verzierte Fenstergitter und ein Balkongeländer im Venezianerstil. An der Unterseite des Balkons sind ein Sonnensymbol, eine einfache Mühle und Zahlen in den Stein eingeritzt. Der Haupteingang ist außen über eine Doppeltreppe mit Podest aus Stein zu erreichen. Die zweite Eingangstür weist einen gotischen Spitzbogen aus Stein auf.

Der jüngste Zubau ist ein unter Anton Schweiggl errichtetes Stadelgebäude, das um 1896 fertiggestellt wurde. Unter Beibehaltung der historischen Bausubstanz wurde der „Ansitz am Orth“ in den Jahren 2000 – 2012 behutsam vollständig renoviert.

Eine Besonderheit ist der unweit des Hauptgebäudes stehende „Schießstand“. Ursprünglich wurde er laut mündlicher Überlieferung wahrscheinlich als Trinkturm genutzt. Später wurde im 1. Stockwerk im Norden ein Vorbau angebaut und der Turm als Schießstand verwendet. Nachdem 1839 der Friedhof gebaut wurde, wurde der Schießstand in den Schießstandweg verlegt und der ehemalige Trinkturm eine Zeit lang als „Saltnerhaus“ genutzt.   

Die wichtigsten Besitzerwechsel: Egen Niclas um 1570, am Orth um 1594, Amorth von Orthenburg ab 1758, von Wohlgemuth ab 1780, Schweiggl ab 1788.

Das preisgekrönte „Museum Zeitreise Mensch“ wird im Erdgeschoss des aus 4 Gebäuden bestehenden Gebäudekomplexes beherbergt. (Besichtigung freitags um 10 Uhr oder auf Anfrage)



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